Optische Literatur - 60 Jahre Literarisches Colloquium Berlin (LCB)
Logik des Gefuehls (1982)Kuratiert von Frederik Lang
SO 02.07. um 15.30 Uhr · Finissage der Reihe. Zu Gast: die Filmemacher INGO KRATISCH und JUTTA SARTORY im Gespräch mit FREDERIK LANG, dem Kurator dieser Reihe BRD 1982, R: Ingo Kratisch, B: Jutta Sartory, K: David Slama, Martin Streit, D: Rüdiger Vogler, Daphne Moore, Grischa Huber, Sabine Andreas, Anna Witkowska, 98‘ · 35mm Georg (Rüdiger Vogler) und die Frauen: Nachdem Anna (Daphne Moore) mit ihm Schluss gemacht hat, begibt sich Georg auf die Reise nach Genua, um dort seine alte Freundin Beatrice (Grischa Huber) zu besuchen. Zurück in Berlin bandelt er erst mit Christina (Sabine Andreas) an, dann mit einer jungen Frau (Anna Witkowska), die er zufällig trifft. Aber keine kann die von Anna hinterlassene Leerstelle füllen – es muss also an Georg selbst liegen. Voller Selbstgefälligkeit verkörpert Rüdiger Vogler diese faszinierend unsympathische Hauptfigur, die filmische Demontage eines bestimmten Typus Mann. Unterstützt wird er von einem Ensemble großartiger Darstellerinnen, sowie Hanns Zischler, Bruno Ganz und Harun Farocki in cameoartigen Kurzauftritten. Logik des Gefühls ist ein Film über die Schwierigkeit der Liebe, erzählt mit akzentuierten Dialogen, gefilmt in oftmals statischen Schwarz-Weiß-Bildern. Doch „trotz der choreographierten Strenge schließt er einen dokumentarischen Kern ein. Er hat sichtlich Lust daran, unabhängig von seiner Diegese existente Orte aufzuschnappen, eine unverstellte Wirklichkeit wie nebenbei vor die Linse zu bekommen. Der Lebenswelt wird immer wieder in kurzen Momenten ihre Eigenwertigkeit zugestanden. Logik des Gefühls ist nicht bloß ein sezierendes Drama, sondern auch ein Berlin- und ein Reisefilm.“ (Tilman Schumacher in der Begleitpublikation zur Filmreihe) (fl) Optische Literatur Die Filmabteilung des Literarischen Colloquiums Berlin Im Juni 2023 jährt sich die Gründung des Literarischen Colloquiums Berlin (LCB) und damit auch das Projekt einer Filmabteilung im LCB zum 60. Mal. Literaturverfilmungen und die filmische Auseinandersetzung mit Textvorlagen standen dabei nicht im Vordergrund, vielmehr sollten die Möglichkeiten des Films mit Blick auf Narration, Bildgestaltung und Sprache ausgelotet werden. Wie könnte eine „optische Literatur“ gelingen? Walter Höllerer, Professor für Literaturwissenschaft an der Technischen Universität und Initiator des LCB, propagierte einen erweiterten Literaturbegriff, der die Verbindungen zwischen Literatur und Film miteinschloss. Aus Höllerers Sicht glichen sich „Zeitbewusstsein, Weltdarstellung und Weltperspektive“ der modernen Literatur und des modernen Films. Bis Mitte der 1990er Jahre entstanden am LCB ganz unterschiedliche Filme mit und ohne Literaturbezug; teils fürs Kino, teils fürs Fernsehen. Gezielt gefördert wurden ab Mitte der 1970er Jahre auch Arbeiten von Filmemacherinnen, ein Verdienst der Produktionsleiterin Ursula Ludwig. Anlässlich des Jubiläums wurden zahlreiche Filme des LCB, die in der Deutschen Kinemathek archiviert sind, dort digital restauriert. Die neuen Kopien sind nun erstmals zu sehen in der von Frederik Lang kuratierten Filmreihe OPTISCHE LITERATUR. DIE FILMABTEILUNG DES LITERARISCHEN COLLOQUIUMS BERLIN, die Teil des in Kooperation mit dem Exzellenzcluster 2020 „Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective“ entstandenen Jubiläumsfestivals Assemblage Berlin. 60 Jahre Literatur intermedial ist. Weitere Veranstaltungen finden im Zeughauskino und im LCB statt. In der Reihe Filmblatt-Schriften von CineGraphBabelsberg e. V. erscheint dazu die Begleitpublikation "Optische Literatur. Die Filmabteilung des Literarischen Colloquiums Berlin". www.lcb.de www.filmblatt.de www.zeughauskino.de |