Bundesplatz 14
10715 Berlin
U + S-Bhf Bundesplatz (U9 - S 41,42,46)
Bus 248, N9
Tel.: 030 / 85 40 60 85
Saal ist barrierefrei
Europa Cinema
Eintrittspreise:
-Erwachsene 9,-- €
-Kinder (bis 12 J.) 5,-- €
-ermäßigt 8,-- €
-Kinotag: Mittwoch 7,-- €
Keine Karten- nur Barzahlung
Wir zeigen heute,
Donnerstag, den 28.03.2024:


15:00 Bundesplatz-Kino:
Geliebte Koechin

18:00 Bundesplatz-Kino:
Die Herrlichkeit des Lebens

20:30 Bundesplatz-Kino:
The Zone of Interest

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Impressum

Eva-Lichtspiele
Der neue Film von FRANCOIS OZON ("Frantz")

Peter von Kant

 
Dienstag 4.10. um 18.00 Uhr
Zum letzten Mal!

Frankreich 2022
Regie: François Ozon
Buch: François Ozon, nach dem Film „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ von Rainer Werner Fassbinder
Mit Denis Ménochet, Isabelle Adjani, Khalil Gharbia, Hanna Schygulla, Stefan Crépon, Aminthe Audiard
85 Minuten

Fast zwangsläufig erschien die Einladung an François Ozon, mit seinem neuen Film „Peter von Kant“ die Berlinale 2022 zu eröffnen, zum einen, da Ozon Stammgast in Berlin ist, zum anderen, weil er einen Film von Rainer Werner Fassbinder adaptiert, variiert, für ein Spiel mit Verweisen nutzt.

1972 entstanden, gilt „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ als eines der ersten ganz großen Meisterwerke von Rainer Werner Fassbinder, ein Kammerspiel, basierend auf einem von Fassbinder selbst verfassten Stück, in dem Margit Carstensen, Hanna Schygulla und Irm Hermann eine (selbst) zerstörerische lesbische Dreiecksbeziehung.
Dieser Figurenkonstellation folgt François Ozon in seinem Remake Punkt für Punkt, mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass er aus drei Frauen, drei Männer gemacht hat. Doch nicht nur das, der Mann Namens Peter (Denis Ménochet) ist Filmregisseur und durch Äußerlichkeiten, wie durch sein Verhalten ganz eindeutig als Wiedergänger Rainer Werner Fassbinder zu erkennen. Mit seinem Übergewicht und dem Kokskonsum ähnelt er zwar eher dem Fassbinder der späten 70er Jahre, aber die Lebenssituation in der sich dieser Peter befindet, ähnelt erstaunlich dem, was Fassbinder Anfang der 70er erlebte.
Im Film lernt Peter den jungen Araber Amir (Khalil Ben Gharbia) kennen, der nicht nur sein Geliebter, sondern auch sein Protegé wird, das er berühmt macht. Allerdings ist Amir verheiratet und als seine Frau nach Deutschland kommt, verlässt er Peter. Und fast exakt so geschah es auch in der Realität, wo Fassbinder den Araber El Hedi Ben Salam kennenlernte und ihn in „Angst Essen Seele auf“ besetzte.
Doch das sind nicht alle Bezüge und Zitate: Im Original hatte Hanna Schygulla die Rolle der Geliebten gespielt, nun spielt die Fassbinder-Muse Schygulla die Mutter von Peter von Kant. Ebenfalls zu sehen ist Isabelle Adjani, die zum ersten mal seit langem in einem größeren Film auftritt, als Sängerin Sidonie, die einen der für Fassbinder wichtigsten, sprechendsten Songs singt: „Each man kills the things he loves“, den einst Jeanne Moreau in Fassbinders letztem Film „Querelle“ gesungen hatte.

Man merkt: „Peter von Kant“ ist eine Fundgrube für Fassbinder-Kenner, steckt voll von Anspielungen auf Leben und Werk des wichtigsten deutschen Regisseurs der letzten 50 Jahre, der wie kaum ein anderer auch international beachtet wird und enormen Einfluss auf spätere Generationen hatte.
Einer seiner größten Verehrer ist ganz ohne Frage François Ozon, der vor 20 Jahren mit der Adaption des Theaterstücks “Tropfen auf heiße Steine“, das Fassbinder geschrieben, aber nie selbst fürs Kino adaptiert hat, bekannt wurde. Schon damals ging es um zerstörerische Beziehungen, bei denen das Geschlecht der Figuren ebenso keine Rolle spielte wie bei Fassbinder. Dieses Thema hat Ozon immer wieder variiert, ist inzwischen zum etablierten Regisseur geworden, der souverän mit den filmischen Mitteln umgeht.
Das lässt die kurzen 85 Minuten von „Peter von Kant“ wie im Fluge vergehen. Von den überzeugenden Darstellern, über die wunderbar authentische 70er Jahre Ausstattung, bis zur pointiert eingesetzten Musik ist Ozon erneut ein Film wie aus einem Guss gelungen – allein das Buch bleibt allzu sehr an der Oberfläche und beschränkt sich zu sehr darauf, dem großen Vorbild Fassbinder zu huldigen.

programmkino.de, Michael Meyens